Brief vom 30.11.2011
Liebe K......, lieber R.........es gibt einiges an mitteilenswerten Neuigkeiten. Am 30.11. is Anhörung vor der Kammer in Marburg. Andreas hat im Vorfeld schon Kontakt mit Wolf und der Berichterstatterin Simon gehabt. Ich denke, wenn ich euch das Schreiben von Andreas als Kopie mitschicke informiert das eigentlich erschöpfend über das grobe "wie weiter?"
Habe leider erst am Freitag 'ne weitere Kopie bekommen, deshalb erst jetzt die Post, aber bedingt durch diese Verzögerung kann ich auch gleich mal über folgendes Bescheid geben:
1. meine Vorführung wird durch den ganz normalen Transportdienst des Knastes erfolgen und nicht wie vom Gericht vorgeschlagen als Ausgang mit Andreas. Aber das war mir auch vorher klar, aus folgendem Grund: der Knast hatte ja beim Jumi (Justizministerium) den Antrag gestellt, mich auf "unbegleitete Lockerungen" hin begutachten zu lassen. Hätten sie dem Vorschlag des Gerichts zugestimmt, wäre keine Begründung für ein weiteres Gutachten mehr da - und vor allem hätte man das Dogma des Jumi verletzt, das bestimmt: KEIN Sicherungsverwahrter geht ohne vorherige Begutachtung ohne Beamte vor die Tür.
2. Wiesbaden hat meinem Vollzugsplan zugestimmt. Anfrage an Prof. Müller bzgl. Begutachtung wurde rausgegeben. Donnerstag kam die Antwort: er wäre willens, könnte aber frühestens in 6 Monaten.... Absolut inakzeptabel so lange zu warten. OK, wenn's jetzt um die Entlassung ging.... aber nur auf Lockerungsgutachten?? Als Alternative wurde mir ein Dr. Jöckel vorgeschlagen. Der ist häufig für Knast und auch Marburger Gericht tätig. Die von Gefangenen oft benutzte Schublade "guter/schlechter Gutachter" ist einfach Blödsinn. Ich sehe das Problem eher auf der Ebene: Leygraf brachte 'ne bestimmte Betrachtungsweise ins Spiel, die das Gericht verworfen hat... Müller bringt die nächste ein, die Wolf übernimmt (auch der Knast übernehmen musste) ... jetzt KÖNNTE mit Jöckel die nächste ins Theater einkehren und wenn die nun aus 'nem warnenden Zeigefinger besteht, was dann. Dann sitzt der Kleister erstmal in den Akten. Jedenfalls habe ich erst mal oK dazu gegeben, will mich vorher mit Andreas beraten. Auch mal hören, wie sich das Gericht dazu stellt: Wolf wäre bereit, mich ggf. auch ohne neuerliche Begutachtung zu entlassen, warum also sollte ich mich auf das hier einlassen? Bei Müller wäre klar gewesen, dass der seine Linie "schrittweise raus" nicht verlassen hätte, mit Jöckel hängt erstmal wieder alles in der Luft. Fachlich und rechtlich zwingt ihn nichts, sich an Vor-Begutachtungen zu orientieren.
Morgen (21.) bin ich bei K.... und L...... in ...... Besuch am S..... von S........... auf'm ...... ist auch genehmigt (allerdings nur vor Eröffnung). Wird 'n geiler Tag werden. Nächsten Ausführungstermin habe ich auch schon: 7.12. - werde morgen abchecken, wo ich dann zu Besuch komme. Das Licht am Ende des Horizonts wird hell!
In diesem Sinne, drück euch beide ganz doll
ciao Lutz